Parfum mit Purpose
CALMA Frau le Febvre, wie reagierten Sie, als das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe mit der Idee zu SanVino UOMO auf Sie zukam?
MARIE URBAN LE FEBVRE Das Briefing hat uns sofort gefallen! Die Grundidee war, einen holzigen, aromatischen Männerduft zu entwickeln. Zudem sollte die Blüte der Trauben einbezogen werden, weil das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe in einer Weinregion liegt. Mein Mann und ich kommen beide aus der Parfümerie. Wir haben in Paris für große Firmen gearbeitet und uns dann mit einer eigenen Produktserie selbstständig gemacht. Außerdem entwickeln wir Kreationen für Unternehmen wie das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe. Dabei finden wir Projekte besonders spannend, bei denen es darum geht, natürliche Düfte einzubeziehen.
CALMA Wie riecht man als Laie die Weinblüte aus dem Duft heraus?
MARIE URBAN LE FEBVRE SanVino UOMO will ein Gefühl vermitteln, wie wenn Sie durch einen Weinberg spazieren. Der Duft wirkt holzig und gemütlich. Wenn Sie ihn mit geschlossenen Augen riechen, können Sie das Grün der Weinblätter fast spüren. Als Männerlinie hat SanVino UOMO zwar ein aromatisches Grundaroma – doch es kommt noch eine leichte, fruchtige Note hinzu. Das ist die Erinnerung an die Weinblüte.
CALMA Wie lief die Entwicklung des Duftes ab, von der Idee bis zum fertigen Produkt?
MARIE URBAN LE FEBVRE Wenn wir ein solches Briefing erhalten, machen wir zuerst einen persönlichen Termin mit unseren Auftraggebern. Dabei riechen wir gemeinsam verschiedene Düfte ab. Das ist wichtig, weil wir Menschen aufgrund unserer Sozialisierung Gerüche unterschiedlich wahrnehmen. Ein Beispiel: Ich bin in Frankreich aufgewachsen, mein Mann zwischen Österreich und Italien, unser Kunde in Deutschland. Babypflegeprodukte riechen in diesen Ländern völlig unterschiedlich. NIVEA oder Penaten haben einen Hauch von Citrus. Das italienische Babypflegeprodukt dagegen riecht pudrig und schwer. Wir haben also einen völlig anderen Ausgangspunkt, um den Geruch von „Frische“ zu beschreiben! Bei der Entwicklung von SanVino UOMO haben wir uns mehrmals persönlich mit unseren Auftraggebern getroffen, so dass wir die Reaktionen unserer Auftraggeber auf bestimmte Gerüche unmittelbar wahrnehmen konnten. Schlussendlich konzentrierten wir uns auf drei Geruchsrichtungen, aus denen wir dann SanVino UOMO wählten.
CALMA Ihr eigenes Label „Urban Scents“ bietet ein „kleines Geruchstraining“ an. Was ist das genau?
MARIE URBAN LE FEBVRE Jeder fünfte Mensch verliert im Lauf des Lebens an Geruchssinn – aufgrund des Alters, aufgrund von Krankheiten. Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen, weil Menschen mit eingeschränktem Geruchssinn dazu neigen, ihr Essen zu stark zu zuckern oder zu salzen. Und vor allem kann es großes seelisches Leid verursachen. Denn Gerüche speichern Erinnerungen: Sie wecken Sehnsucht nach bestimmten Orten und Menschen und können längst vergessene Gefühle zum Vorschein bringen. Wer das nicht mehr hat oder wer durch den Geschmacksverlust sein Lieblingsessen nicht mehr genießen kann, verliert Lebensfreude. Allerdings: Man kann den Geruchssinn trainieren! Dazu haben wir unser Geruchstraining auf den Markt gebracht. Es enthält fünf Flacons mit den Grund-Düften aus dem Geruchsspektrum.
CALMA Welche Grunddüfte sind das?
MARIE URBAN LE FEBVRE Wir haben uns für fünf Düfte entschieden: Zitrone für den Geruch von Frische. Rose als blumige, fruchtige Note. Eukalyptus als Menthol-Geruch, den wir über den Trigeminus-Nerv wahrnehmen – dieser warnt uns bei ätzenden, scharfen Gerüchen und schützt die Nase so vor Verletzungen. Das vierte Flacon enthält einen würzigen Nelkengeruch und das fünfte einen stark rauchigen Geruch, der viele Menschen überrascht: Birke. Den haben wir gewählt, weil ältere Menschen den Geruch von Verbranntem, von Feuer oft nicht mehr riechen. Das kann gefährlich sein! Aber der Geruchssinn lässt sich trainieren. Wer über Monate hinweg intensiv riecht, kann die entsprechenden Nervenbahnen im Gehirn wieder aufbauen, um Düfte wahrzunehmen und zuzuordnen.
CALMA Was sagt die Wissenschaft zu Ihrem Geruchstraining?
MARIE URBAN LE FEBVRE Das Ganze basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen des HNO-Professors Dr. Thomas Hummel von der Uniklinik Dresden, der Experte für Geruchsverluste ist. Unsere Zusammenarbeit mit der medizinischen Forschung begann bei einer Veranstaltung der Berliner Charité vor über drei Jahren. Wir diskutierten mit einem Professor darüber, weshalb es in einem Krankenhaus eigentlich nach Krankenhaus riecht – und ob es sich ändern lässt. Heute beduften wir einen Teil der Charité als Test. Zudem arbeiten wir mit der onkologischen Abteilung zusammen, weil viele Patientinnen während einer Chemotherapie den Geruchssinn verlieren. Dadurch sehen wir Duft heute anders: Früher hatten wir meist mit Menschen zu tun, die keinerlei Probleme mit dem Riechen hatten. Heute rufen uns Menschen unter Freudentränen an, weil ihnen dank Geruchstraining endlich wieder das Essen schmeckt. Es ist toll, zu sehen, dass man helfen kann! Der Geruch ist unser erster Sinn. Er bildet sich schon aus, wenn ein Säugling noch im Mutterleib im Fruchtwasser schwimmt. Bei älteren Menschen geht der Geruchssinn schleichend davon. Das kann man aber aufhalten, indem man ihn trainiert! Wir versuchen anzuregen, dass man sich auf den Sinn konzentrieren sollte.
Mehr über die Arbeit von Marie Urban Le Febvre erfahren Sie auf: www.urbanscents.de